Mittwoch, 17. Dezember 2014

Kambodscha auf einen Schlag

Um erst einmal nach Kambodscha zu kommen war es ein kleiner Akt. Es gab zwar auch die Möglichkeit von Bangkok aus weiter nach Siem Reap zu fliegen, allerdings entschieden wir uns für eine andere Möglichkeit. Vom Flughafen in Bangkok gings nachts um 3 zum Hauptbahnhof. Nachdem wir keinen Plan hatten welcher Zug dorthin fährt gings mit dem Taxi dorthin. Allerdings wurden wir hier dann erst einmal dick über den Tisch gezogen, der Taxifahrer hatte keinen Plan wo wir hinwollten und fuhr uns einfach irgendwohin, 20km entfernt vom Bahnhof und schmiss uns dann irgendwo raus mit der Begründung kein Sprit mehr. Unüberlegt hab ich ihn leider voll bezahlt und so fuhren wir von diesem Ort mit einem anderen Taxi zum Bahnhof, diesmal ohne Probleme aber wir mussten somit quasi doppelt bezahlen. Echt ätzend, immer wieder dasselbe!
Am Bahnhof kauften wir uns dann ein Zugticket und es ging 7 Stunden lang in einem 3. Klasse Zug an die Grenze von Thailand. Hört sich eigentlich schlimmer an als es war, für 3. Klasse echt in Ordnung und wir haben lediglich jeweils 48 Baht (1,20€) bezahlt, noch nie für so wenig Kohle so ewig gefahren. Nachdem wir am Grenzübergang ankamen hieß es viel Geduld mitbringen. Erst mal mussten wir aus Thailand ausreisen und musste in der Schlange ne gute Stunde warten. Nachdem wir offiziell ausgereist waren, gings zu Fuß ein paar Minuten rüber nach Kambodscha, dort dann wieder Visum beantragen und offiziell einreisen. In einem winzigen Raum mit unzähligen Leuten schwitzte man sich einfach nur einen Ast ab, so warm und drückend war es. Wer denkt das wars jetzt, hat falsch gedacht! Wir waren ja erst an der Grenze und mussten noch nach Siem Reap kommen. Also gings weitere 3 Stunden in einem Minivan nach Siem Reap und ich habe noch nie so schlechte Straßen gesehen wie hier. Tausende von Schlaglöchern, echt unglaublich. Zudem scheint das Hauptproblem in Kambodscha der Müll zu sein - regelrechte Müllhalden direkt neben den Straßen. Nachmittags sind wir dann am Hotel angekommen, schauten uns noch ein wenig die Gegend an mit der Pub Street und den verschiedenen Märkten und fielen auch schon scheintot ins Bett!
Siem Reap, noch nie im Leben zuvor gehört, also warum besuchten wir es? In Siem Reap steht der größte Tempelkomplex der Welt, Angkor Wat!
Wir besuchten unzählige Tempel, 1000 Jahre alt, teils durch Verwitterung sehr zerstört aber dennoch sehr interessant zu bestaunen. Einfach kaum zu glauben, dass so etwas von Menschenhand erschaffen wurde. Die Tempellandschaft ist riesig und so wurden wird mit einem TukTuk von Tempel zu Tempel gefahren, da das Gelände einfach viel zu weitläufig ist. Das Highlight war für mich war Ta Prohm. Hier holt sich der Dschungel zurück was ihm gehört und macht sich seinen unerschütterlichen Weg durch die Tempel – sagenhaft!

















Angkor Wat ist auf jeden Fall Pflicht und es war wirklich sehr interessant zu sehen, was und wie die Menschen diese riesigen Tempel damals erschaffen haben!
Von diesen beeindruckenden Tempeln zurück, planten wir unseren nächsten Stopp in Phnom Penh und wir verbrachten unseren letzten Tag am Pool, ehe es abends mit dem Nachtbus weiterging. Nach Siem Reap kommen eigentlich alle Leute nur wegen Angkor Wat. Die Pubstreet lädt zudem zum Feiern ganz gut ein, wir hatten es diesmal allerdings nur bei ein paar Drinks belassen. Wir ließen uns zudem noch die Füße von kleinen Fischen beknabbern, war wieder mal super kitzelig wie damals in Kuala Lumpur schon :D. Zudem bin ich unter die Feinschmecker gegangen und habe Larven und Grashüpfer probiert. Während die Larven jetzt nicht so geil waren, haben die Grashüpfer echt gut geschmeckt, so chicken-nuss Flavour. An die Spinnen und die Minischlange habe ich mich dann doch nicht getraut bzw. fand ich das dann doch eine Nummer zu pervers.
Die Tour ging also weiter und der Schlafbus war die absolute Hölle! An Schlafen waren nicht zu denken, ultra eng, kein Platz fürs Handgepäck und einfach nur blöd. Die Schlaglöcher auf der 8-stündigen Fahrt haben dann ihr weiteres dazu beigetragen, dass wir null schlafen konnten.



guten Hunger
Horror!

50 Cent, ein Traum!
In Phnom Penh angekommen gings ausnahmsweise mal wieder ins Hostel. Wir wollten Richtung Fluss und dort was die Gegend erkunden, wieder einmal verirrten wir uns allerdings und rannten Kilometerweise in die falsche Richtung. Irgendwann gegen späten Nachmittag haben wir dann doch noch den richtigen Weg gefunden und setzten uns in eines der vielen Cafes. Und wisst Ihr was das Beste hier in Kambodscha ist!? Das Fassbier kostet gerade einmal 50 Cent, da freut der Tobi sich doch! Kommen wir dazu, warum wir in Phnom Penh waren, es ist wahrlich keine schöne Sache. Bevor ich nach Kambodscha kam, wusste ich nichts von all dem. Wir mieteten uns einen Roller und fuhren zu den Killing Fields. Die Straßen dorthin der reinste Horror und hier in Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas, ist der Verkehr noch einmal krasser als überall sonst. Rücksichtslos macht jeder sein eigenes Ding und lediglich die Ampeln werden von allen Verkehrsteilnehmern beachtet.


Nach circa 30 Minuten Fahrt kamen wir an den Killing Fields an. Zwischen 1975 und 1979 kam es zu Szenarien in Kambodscha, die man mit der Nazizeit vergleichen kann. Aufgrund des Vietnamkriegs und der damit verbundenen Auswirkungen kamen die Roten Khmer an die Macht und verordneten allen Menschen in Kambodscha auf dem Feld zu arbeiten. Von Kindern über Frauen, alte Menschen und auch Kranke, alle wurden zur Sklavenarbeit in ländliche Regionen gezwungen und die Stadt Phnom Penh war wie leergefegt.  Pol Pot, der Anführer der Roten Khmer, verordnete zudem die Roten Khmer zu säubern und alle Leute, die seiner Meinung nach nicht an die „Revolution“ glaubten, wurden misshandelt, gefoltert und getötet. Hier jetzt nur eine winzige Zusammenfassung, ich empfehle aber sich darüber mal genauer zu informieren. Der Name „Killing Fields“ machte jetzt auch Sinn. Wir bekamen einen Audio Guide und über Kopfhörer wurden wir zu verschiedenen Stationen geführt, wo wir Informationen zu den jeweiligen Standorten hörten. An einem Punkt kamen die LKW’s mit Ladungen von Kambodschanern an, die darauf warteten getötet zu werden. Sie wurden in ein Gebäude mit extra dicken Wänden gebracht, damit man sie nicht schreien hörte. Danach wurden sie qualvoll getötet und in Massengräber „entsorgt“. Auch noch heute sind nicht alle Gräber ausgegraben wurden und man hat beschlossen, die Opfer dort ruhen zu lassen. Ab und an sieht man auch ein paar Kleidungsstücke aus dem Boden ragen, Kleidung die die Leichen damals trugen und noch heute an die Oberfläche kommen. Die grausamste Station war der „Killing Tree“, definitiv nichts für schwache Nerven. Babys wurden an den Füßen gepackt, und widerwertig mit dem Kopf gegen den Baum geschlagen und getötet. Woher man das wusste? Man fand Haare, Haut und Gehirnmasse an genau diesem Baum. Mir läuft gerade eine kalte Schauer über den Rücken, wenn ich das schreibe. Wie Ihr seht, eine kaltblütige und sehr traurige Geschichte, unter der die Kambodschaner noch heute leiden. Bevor ich nach Kambodscha kam, wusste ich wie gesagt von all dem einfach nichts!


eines der ausgegrabenen Massengräber

alles Massengräber
Massengrab, Frauen/Kinder/Babys
das Schlimmste überhaupt: Killing Tree
voll mit Totenköpfen, siehe unten




Es ging weiter an den nächsten grausamen Ort, dem heutigen S-21 Musem. Früher war dieser Gebäudekomplex eine Schule, was man auch sehr gut erkennen und sich vorstellen konnte. Mit der Zeit der Roten Khmer wurde die Schule allerdings zu einem Gefängnis, von dem die Leute aus später mit LKW’s zu den Killing Fields eskortiert wurden. In den damaligen Klassenräumen stand ein Bett, auf welchem die Insassen qualvoll gefoltert wurden. Die Zellen waren gerade so groß, dass ein Insasse soeben auf dem Boden liegen konnte. Auf dem „Schulhof“ ist eine Art Galgen zu sehen, wo die Kambodschaner kopfüber an einem Seil befestigt wurden. Unter ihnen standen Fässer mit Wasser in das sie eingetaucht wurden, wenn sie bewusstlos wurden.  Wir besichtigten den ganzen Gebäudekomplex und man mochte sich gar nicht vorstellen, wie grausam diese Zeit damals gewesen sein mag…




altes Schulgelände

der Galgen

grausamstes Bild überhaupt!
Nachdem wir die beiden „geschichtsträchtigen Attraktionen“ besucht hatten, ging es wieder zurück zum Hostel und am nächsten Morgen fuhren wir weiter nach Kampot.
Kampot ist eine kleine Provinzstadt im Süden Kambodschas direkt  am Fluss und sollte sich als absoluter Ruhepol herausstellen. Wir hatten ein Hostel direkt am Fluss, recht spartanisch aber auch mal wieder etwas Neues. Unser Zimmer war nicht ganz verschlossen, also konnte jedes Tier, wenn es denn Bock hatte, uns einmal Hallo sagen. So hatten wir eine riesige Echse in unserem Zimmer, die einfach mehrere Stunden bei uns chillte. Das Bett war mit einem Moskitonetz versehen, von Moskitos wurden wir jedoch trotzdem heimgesucht. Wir mieteten uns 2 Tage einen Roller, einmal um immer in die Stadt zu kommen, da unser Hostel am Stadtrand lag aber auch um die Gegend etwas zu erkunden. So ging es erst einmal in den Bokor Nationalpark und die Fahrt war ganz cool, viele Kurven und schöne Aussichten. Wir kamen an einem Wasserfall an, der sogar recht gut gefüllt war da es am Vortag wie aus Eimer goss. Wir fuhren noch in wenig durch die Gegend, zum Beispiel auch zu einem alten Casino, aber so unglaublich gut fanden wir den Nationalpark jetzt Beide nicht. Wir entschieden weiter nach Kep zu fahren. Kep ist berühmt für den Krabbenmarkt und während Annika kein Seafood mag, habe ich mich natürlich an die Krabbe begeben. Während Kep für den Krabbenmarkt steht, ist in Kampot der Pfeffer ganz bekannt. So gab es Krabbe mit Kampot Pepper, und ich konnte beides von meiner Liste streichen. Die Krabbe war echt lecker, allerdings war es erst einmal schwere Arbeit an das Fleisch zu kommen, war auch das erste Krabbenessen für mich.  Wir düsten zurück zum Hostel, war immerhin ne gute halbe Stunde Fahrt und entspannten den restlichen Abend unter anderem in den Hängematten im Hostel. Dann gabs in der Gegend noch den Secret Lake, den wir am nächsten Vormittag heimsuchten. Wir hatten uns im Vorhinein angeschaut, wo der Lake ungefähr liegt und fuhren einfach drauf los, wird schon irgendwo ausgeschildert sein. Pustekuchen! Nichts war ausgeschildert aber wir fanden nach einer Weile trotzdem den Weg und kamen an einem riesigen See an. Wir überquerten den See über einen überfluteten Übergang, wo ich natürlich mit dem Roller durchbretterte und mich komplett nass machte, während Annika eher die trockene Variante zu Fuß wählte. Wir fuhren noch ein Stück weiter und stoppten irgendwann an ein paar kleine Buden mit Hängematten direkt am Ufer, wo wir eine ganze Weile chillten. 2 Bierlängen später machten wir uns auf den Rückweg und am Abend gings noch authentisch an einem kleinen Straßenrestaurant Essen, wo unsere Speisen direkt auf unserem Tisch zubereitet wurde, klein aber fein!
mein wohl letzter Wasserfall

altes Casino


Krabbe!
nach der Arbeit das Vergnügen

Secret Lake




Hängematte direkt am Fluss im Hostel
Das waren dann auch schon unsere 3 Tage in Kampot und es tat mal richtig gut, ein wenig von dem ganzen Trubel in einem kleineren Ort zu entspannen und zur Ruhe zu kommen. Es ging weiter auf eine entzückende Insel im Süden Kambodschas, dem so hochgepriesenen Ort, an dem ich meine letzten Tage meiner Reise verbringen wollte.